15 Jahre Besinnung entlang des Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweges

Es ist still auf den Feldwegen rund um Schechingen. Hie und da sieht man einen Traktorfahrer auf den Feldern, ansonsten scheint die Natur sich selbst überlassen. Beim Blick über das frische Grün und hinüber zum Wald wird klar, dass die Natur uns Menschen nicht braucht um zu bestehen, uns im Gegenteil noch beschenkt mit all dem was Landwirte heutzutage in der Lage sind anzubauen. Diese Kraft der Natur in sich aufzunehmen, verbunden mit dem Glauben an Gott, dazu lädt der Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg ein, der von Würzburg über Rothenburg und Crailsheim nach Ulm führt.

Seit 15 Jahren ist dieser Weg auf der Gemarkung Schechingen mit sieben Stelen markiert, die jede für sich eine ganz eigene Aussage haben. Die Idee dazu hatte Helwiga Heinrich, die sagt, dass die Besinnung auf dem Jakobsweg gerade in den heutigen Krisentagen für viele Menschen eine Hilfe sein könnte. Denn eine Begehung ist ohne direkten Kontakt jederzeit möglich und es ist auch nicht zu befürchten, dass sich die Menschenmassen in der Jakobuskapelle drängeln, einem achteckigen Rundbau bei den Klotzhöfen, erbaut vor zehn Jahren vom Ehepaar Corina und Adelbert Ott und eingeweiht vom damaligen Pfarrer der Seelsorgeeinheit Leintal, Bernhard Weiß. Zur Eröffnung des Besinnungswegs war im Jahr 2004 sogar Bischof Dr. Gebhard Fürst in Schechingen. Ganz für sich sein kann man an den Stelen, deren Texte Susanne Abele ausgesucht hat. "Jeder Tag ist ein neuer Anfang" ist da zu lesen oder "Der Weg ist das Ziel" und auch "Begegnung ist Leben". Zentrale Aussagen, die uns in der derzeitigen Situation zeigen wollen, dass das Licht die Dunkelheit besiegt, dass wir einen Schritt vor den anderen setzen können und uns nicht selbst überholen müssen oder auch, dass wir unser Leben mit Mut in die eigene Hand nehmen können. "Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt", steht auf einer der Stelen. Warum also nicht die Reise in Schechingen beginnen, auf der Fahrt Richtung Hohenstadt steht ein kleiner Hinweis auf die Klotzhöfe. Wer dann rechts abbiegt, findet sich gut zurecht, denn von weitem ist die Kapelle schon zu sehen. Wer sie betritt, den beschleicht ein eigentümliches Gefühl der Ruhe und Demut. Im Zentrum steht die Jakobusfigur, geschnitzt von Josef Haas aus Leinweiler, scheint die Holzfigur ein guter Zuhörer zu sein. Wie sehr sich die Menschen dort öffnen ist aus den Aufschrieben in den Pilgerbüchern ersichtlich. Neun Bücher voller Anliegen und Botschaften wurden inzwischen schon vollgeschrieben und wer darin blättert erfährt viel über menschliche Schicksale und Hilferufe, aber auch viel über Hoffnung und Dankbarkeit. Für alle, die von einem Gang auf dem Jakobsweg nur träumen können, hat Markus Schick aus Untergröningen die überregionalen Stationen mittels seiner Airbrush-Kunst in Bilder gefasst.  Dank des Engagements des Ehepaares Ott kann die Kapelle jederzeit besucht werden, verschiedene Bänke im Außenbereich laden zum Verweilen ein.  Prospekte, die in der Kapelle ausliegen erhalten Informationen über den Jakobsweg im Allgemeinen und über den Fränkisch-Schwäbischen Teilabschnitt im Besonderen, der über die Jakobuskapelle in Wöllstein, Hohenstadt, Klotzhöfe bis zur Jakobuskirche nach Bargau führt und dort übergeht in den Schwäbischen Jakobsweg, der nach  Sontbergen, Lonsee und Scharenstetten verläuft und schließlich in Ulm endet.  Nicht nur an Pilger, sondern an alle Menschen, die sich nach innerer Ruhe und nach Kraft sehnen richtet sich das Angebot, im weiteren Verlauf den Weg über die Felder zu nehmen und an den Holzstelen innezuhalten, die vor fünfzehn Jahren von Hartwig Schürle mit Unterstützung von vielen Helfern gestaltet und aufgestellt wurden. Es gibt auch die Möglichkeit an der Straße von Schechingen in Richtung Leinweiler zu parken, dort überquert der Besinnungsweg die Straße, ein Infoschild gibt Auskunft über den Verlauf des Weges in Richtung Leintal. Zu finden ist dort auch der Reiserbrunnen, an dem früher die Leinweiler Bauern immer Wasser fanden und der von Hermann Ocker gestaltet und von Roland Gross und vielen Helfern aus Leinweiler wieder neu errichtet wurde. "Noch heute freue ich mich über die Unterstützung der Ehrenamtlichen, die die Plätze richten und die Stelen instand halten, an dem 4 Kilometer langen Weg in Richtung Leinweiler ", freut sich Helwiga Heinrich. Bei einer Rehamaßnahme in Oberschwaben entdeckte sie einst den Franziskus-Weg, der ihr den Impuls gab, so etwas in ihrer Heimatgemeinde Schechingen umzusetzen. Als sie ihre Idee Bürgermeister Werner Jekel vorstellte, reagierte dieser sofort begeistert. Er stellte ihr Holz, Platz im Bauhof und  gemeindeeigene Plätze zum Aufstellen  der Stelen zur Verfügung. Unterstützung fand sie auch bei Erich Baierl und seinem Wissen über die Pilgerroute. Sie alle können ein Doppeljubiläum feiern: 15 Jahre Jakobsweg auf Schechinger Gemarkung und zehn Jahre Jakobuskapelle, erbaut vom Ehepaar Ott bei den Klotzhöfen.

Info:

  • Für Führungen rund um die Kapelle kann man sich an Helwiga Heinrich wenden, Tel. 07175/90085
  • Informationen gibt es auch bei Corina Ott, Tel. 0172/9025664